Archive | August, 2008

Don't try this at home

30 Aug

Egmating, ein Sommermärchen

29 Aug

Die Muse der Selbstreflexion hat nicht jeden auf diesem Erdball geküsst, aber wenn man ab und zu in der Lage ist, einen kritischen Blick auf das eigene Ich zu werfen, ist es nicht nur hilfreich, sondern manchmal auch erhellend bis überraschend. So auch bei mir. Zwei Wochen Urlaub habe ich mir gegönnt und dabei eine interessante Erfahrung gemacht, die mich in gewisser Hinsicht auch ein bisschen angreifbar macht. Normalerweise geniesse ich es im Urlaub, ein bisschen länger zu schlafen, denn ich bin, was man den gerne-im-Bett-nochmal-umdrehen-Typus nennt. Und gerade vor diesem Hintergrund hat es mich (und meine Frau noch vielmehr) überrascht, dass ich freiwillig um sechs Uhr früh aufgestanden bin, um eine frühmorgendliche Runde Golf zu spielen (und nicht nur einmal).

Auf jeden Fall wurde ich bestens für mein Opfer belohnt. Um sieben Uhr haben mich nur ein paar Krähen und die Greenkeeper gegrüßt, so dass ich den Blick vom ersten Tee auf ganz besondere Weise geniessen konnte.

Sieben Uhr auf Tee 1

Berauscht von der Schönheit manikürter Natur ging es auf die Runde. Auf dem Weg über das Fairway merkte ich anhand meiner stylishen – aber leider nicht wasserdichten – Pumaschuhe, dass es ganz schön feucht ist, morgens um sieben in Bayern.

Die zweite Bahn, bergab mit einem Dogleg nach rechts auf ein gut verteidigtes Grün, sieht im morgentlichen Gegenlicht ganz easy aus. Nach einem kurzen aber partnerschaftlichen Gruß zum Greenkeeper ging der Ball auf die Reise.

 

 

 

Und dann kam mein Lieblingsloch. Die vierte Bahn ist ein Par 3, bergab auf ein Inselgrün. Ich liebe diese Bahn, weil ich es schon zweimal, mit mehr Glück als Verstand, geschafft habe, denn Ball gut an die Fahne zu legen. Und an diesem Tag war ich auch froh, dass mein kaputtes Kamerahandy nun ein funktionierendes Kamerahandy ist, zudem es wirklich Spaß macht, auf der Runde das eine oder andere Foto zu machen.

Ein Par 3 zum Verlieben

Ich werde es jedem ersparen, achtzehn Löcher zu beschreiben. Ich kann nur sagen, dass mein Wecker und ich nun mittlerweile ein bisschen besser auskommen. Freunde sind wir noch nicht, aber Golf baut bekanntlich Brücken.

 

Caddie light

5 Aug

Sonntag kam mein fünfjähriger Sohn auf mich zu und fragte mich geheimnisvoll, ob wir nicht eine Männerrunde Golf spielen wollen. Ich freute mich riesig, ahnte aber auch, dass meine wundervolle Frau wohl ein bisschen Zeit für sich haben wollte. In so einem Moment überlegt man nicht lange und gut gelaunt zog ich also mit meinem Sohn los.

Es war sehr warm, die Runde spontan und insofern bot sich der Egmatinger Kurzplatz an. Neun kurze aber schöne Löcher, alle zwischen 108 und knapp 160 m lang, stellen das Eisen und den Putter auf die Probe. Mein Sohn hat dabei zum ersten mal meine Schläger getragen. Natürlich nicht alle, aber den Putter – sozusagen ein Caddie light. Das hat mir und ihm nicht nur eine Menge Spaß gemacht, sondern mir auch zu einer glücklichen Kurzplatzrunde mit 5 über verholfen. Das war ein schöner Tag.

Wann werde ich Golfgaga?

1 Aug

Wenn es um das Thema Golfsucht oder sogar Golfwahnsinn geht, bin ich sicherlich noch zu den Normalos zu zählen. Vor dem strengen Auge der Golfnut Society muss ich mich wahrscheinlich als Golfspießer bezeichnen lassen. Naja, macht nichts, denn irgendwie stimmt das auch. Ich habe bisher noch kein 100 Loch-Turnier an einem Tag gespielt, meinen Urlaubsort habe ich mir erst einmal nach der Golfplatzlage ausgesucht und ich spiele momentan auch viel zu selten, weil ich irgendwie berufstätig bin.

Eine Leidenschaft ist es dennoch. Und es macht ungeheuer viel Spaß, ist meditativ und damit besser als jede Therapie. Und man verbrennt nahezu 2000 Kilokalorien auf einer Runde – vorausgesetzt, man läuft und trägt sein Bag. Wer hätte das gedacht. Da muss man schon eine Weile auf dem Ruderergometer ackern, bis man 2000 Kilokalorien abgeschwitzt hat. 
Aber zurück zur kontemplativen Facette des Golfsports. Einen sehr amüsanten, bewegenden und nicht zuletzt inspirierenden Blick auf unsere Lieblingsbeschäftigung erlaubte mir Eugen Pletsch mit seinem Werk "Golfgaga – Der Fluch der weißen Kugel". Ich will ehrlich sein: das erste Buch ("Der Weg der weißen Kugel") habe ich noch nicht gekauft, geschweige denn gelesen. Irgendwie hat mich das Cover mit dem komischen dicken Zwerg darauf nicht angesprochen, vielmehr sogar abgeschreckt. Bei Golfgaga war das anders. Ohne Zwerg und angejuckt durch Eugen Pletschs Golfnotizen – die ich leidenschaftlich gern lese -, kaufte ich mir das Buch und versank darin. Ich habe gelacht, geweint, mitgelitten und manchmal auch nur Bahnhof verstanden. Unvergessen bleibt mir u.a. der konspirative Plausch mit Dagobert Seicht über die Zahl 23, der Kampf Mensch gegen Natur an der Seite von Oliver Heuler (ein Brüller) oder die einfühlsame Ehrlichkeit eines Heinz Grötschmann (großartig).
Meistens war ich mittendrin, statt nur dabei. Aber es gab auch Momente, da habe ich verstanden, dass der Protagonist ein ganz eigener Planet ist … und wir sind nur zu Gast. Aber genau das macht den Reiz dieses besonderen Stücks Golfliteratur aus, was eindeutig mehr ist als nur Golfliteratur. Aber das muss jeder für sich selbst ausprobieren. 
Meine Erkenntnis: ich bin offensichtlich nicht Golfgaga. Sollte sich daran aber etwas ändern, kaufe ich mir eine Trommel und eine Fahrkarte nach Bad Berzich.
 
 
 
Golfgaga – Der Fluch der weißen Kugel
von Eugen Pletsch
256 Seiten, Hardcover gebunden
16,95 EUR