Geduld ist eine Tugend

4 Okt

Was für ein komisches Wort doch "Brückentag" ist. Aber so komisch es sich auch anhört, wenn man wie ich die Gelegenheit hat, solch einen Brückentag als Urlaubstag zu geniessen, ist das schon etwas Feines. Und noch besser wird es, wenn Frau und Kind eigene Aktivitäten an diesem Tag haben … also stand für mich Golf auf dem Programm, was sonst!

Da ich diesen Vor-Einheitsfeiertags-Montag recht kurzfristig in meine Freizeitplanung einbezog, hatte ich auch nicht die besten Karten, noch in eine Turnier-Startliste für diesen 2. Oktober zu kommen. Ein Wartelistenplatz für das Montagsturnier auf der Golfrange Berlin war das einzige, was ich ergattern konnte, jedoch ohne Erfolg für die letztendliche Teilnahme.

‚Was solls‘ habe ich mir gedacht und überlegt, welchen herrlichen Platz ich an diesem freien Tag wohl spielen sollte. Am kommenden Sonntag stehen die Berlin/Brandenburger Betriebssportmeisterschaften auf dem Programm und da käme eine Übungsrunde sehr gelegen. Also vielleicht Stolpe, um den Austragungsort noch besser kennen zu lernen. Oder doch lieber ein Platz, den ich noch nicht gespielt hatte?

Schlussendlich war ich pragmatisch. Da ich nicht weit fahren und mich ganz dem Üben hingeben wollte, hiess mein Ziel Märkischer GC Potsdam in Phöben – nur ein Katzensprung entfernt. Und den 9-Loch-Course (Par 36) kenne ich gut genug, um mich nur auf meine Schläge konzentrieren zu können.

Bei der Ankunft war ich zunächst ziemlich überrascht, dass überhaupt so viele Automobile auf den Parkplatz passten. Startzeiten waren laut Computersystem kein freies Gut mehr und ich willigte dennoch voller Vorfreude ein, mich als drittes Rad einem Zweierflight anzuschliessen.

Pünktlich um 12.55 Uhr fand ich mich am ersten Tee ein, als ein Ehepaar sichtlich gehetzt fragte, ob sie gleich mit ihrer zweiten Runde weitermachen könnten. Ich sagte zu und begrüßte im nächsten Augenblick meinen Flightpartner, der wohl mit seiner Mutter auf die Runde gehen wollte. Als ich die Dame ebenfalls höflich begrüßte, erwiderte sie bananekauend, dass man nun gerade eine Stunde gewartet hätte, um alleine zu spielen. "Aber wir haben nichts gegen sie, wir kennen sie ja schliesslich auch nicht". Au Backe, was für eine Mistkuh. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und wenig Lust auf die nähere Bekanntschaft bot ich an, einfach fünf Minuten vor den beiden allein zu starten … was im Nachinein einer meiner besten Entscheidungen war.

Dennoch lief ich an Loch zwei auf das hektische Ehepaar auf. Kein Blick nach hinten, das Handy an seinem Ohr und zum Durchspielen keine Chance. Da wurde getrödelt, geherzt und bei einem Querschläger ins Wasser auch mal getröstet … zwei Minuten lang mitten auf dem Fairway.

Auf meinen zweiten Neun lief ich dann hinter einem anderen Ehepaar hinterher. Kein Durchspielen und auch keine Anstalten, vielleicht gemeinsam die Runde zu spielen. Nachdem diese beiden jedoch abkürzten, lief ich auf einen wirklich lahmen Dreierflight auf, der mich aber – als einziger – freiwillig durchliess. Danach erblickte ich vor mir ein anderes Ehepaar. Er fummelte nach jedem Schlag an seinem Bag herum (wahrscheinlich hatte er Eisenhauben), sie bewegte sich mit 50m-Schlägen vorwärts. An der siebten Bahn suchten sie zehn Minuten lang einen Ball im Rough, während ich am Abschlag stand. Und dann tat ich etwas, was ich ansonsten total verabscheue … ich schlug ab und rief Fore. Jetzt hatte es Klick gemacht und ich durfte grosszügigerweise durch.

Unnötig zu erwähnen, dass ich am Abend total fertig war. Klar, jeder hat mal angefangen oder eine miese Runde gespielt und ich mag auch keine Drängler. Aber der Blick nach hinten und das lockere, aber zügige Spiel, sind für mich einfach Basics des Miteinanders auf dem Platz. Die Übungsrunde hatte sich für mich in ein mentales Bootcamp verwandelt und ich hatte zum wirklich allerersten Mal das Gefühl, dass Golf keinen Spaß machen könnte.

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